Erholsamer Schlaf – der unterschätzte Immunbooster

Guter Schlaf ist nicht nur eine wichtige Energiequelle für Körper und Geist, er stärkt auch das Immunsystem

Der Schlaf als wichtigster Einzelfaktor für Gesundheit und Wohlbefinden ist mittlerweile in der Wahrnehmung einer breiten Öffentlichkeit angekommen. Ein wahrer „Publikations-Tsunami“ zeigt dies deutlich. Dennoch hat sich die Schlafqualität der Menschen dadurch nicht verbessert, wie verschiedene Reports der Krankenkassen belegen.

Die Diskrepanz zwischen Informationsflut und daraus abzuleitenden Verhaltensänderungen lässt sich auch bei anderen Gesundheitsthemen, wie zum Beispiel der Ernährung, beobachten. Woran liegt das?

Es sind wohl mehrere Gründe:

1.  Information kann erst dann zu Wissen werden, wenn sie eingeordnet, bewertet und mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft wird.

2. Die schiere Menge der Informationen aus unterschiedlichen, nicht immer nachzuverfolgenden Quellen führt zur Überforderung.

3. Das Wiederkäuen bereits im Umlauf befindlicher Informationen erhöht nur die Quantität nicht aber die Qualität des Informations-Angebotes.

4.  Nicht zuletzt sind häufig sich direkt widersprechende Informationen zum selben Thema im Umlauf und sorgen für Verwirrung.

 

Selbst Wissen führt aber noch nicht automatisch zur erfolgreichen Anwendung auf die eigene Gesundheit. Das lässt sich beim Schlaf sehr gut beobachten. Der Schlaf ist etwas sehr Persönliches und widersetzt sich Normierungen. Deshalb müssen Maßnahmen, die den Schlaf erholsamer und regenerativer machen sollen, immer auf die persönliche Lebenssituation des oder der Betroffenen zugeschnitten sein.

In herausfordernden Zeiten wie diesen beeinträchtigen Ängste, Ungewissheiten und Sorgen viele Menschen weltweit. Sorge, Anspannung und Stress vermindern die Abwehrkräfte und stören häufig den Schlaf, den wir aber gerade dann besonders dringend brauchen. Die Verbesserung der Schlafqualität ist deshalb eine elementare Form der Selbstfürsorge.

Wie wirken Schlaf und Immunsystem zusammen?

Im Schlaf läuft unser Immunsystem auf Hochtouren und schüttet immunaktive Stoffe aus. Auch die Wachstumshormone aus dem Tiefschlaf fördern die Selbstheilungskräfte und führen unter anderem dazu, dass Wunden nachts schneller heilen.

Unter den Zellen des Immunsystems sind die Lymphozyten die wichtigste Gruppe und Grundlage für das erworbene Immunsystem und das Immungedächtnis. Die T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt, machen etwa 70% der Lymphozyten aus und sind vor allem nachts aktiv. Wenn die T-Zellen eine von Krankheitserregern befallene Zelle „wittern“, aktivieren sie Haftproteine, mit denen sie ihr Ziel kapern und anschließend vernichten können.

So erklärt sich auch, warum unser Schlafbedürfnis bereits bei einer einfachen Erkältung steigt. Ein erhöhtes Schlafbedürfnis ist also ein wichtiges Körpersignal, das nicht unterdrückt werden sollte, da der Körper den Schlaf braucht, um das Immunsystem zu stärken und den Genesungsprozess zu beschleunigen.

So verwundert es nicht, dass Schlafmangel das Erkältungsrisiko um das bis zu Dreifache erhöht.

Wissenschaftler der Universität Tübingen gingen in Zusammenarbeit mit der Lübecker Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie der Frage nach, welche Mechanismen hier eine Rolle spielen.

Eine gesunde Probandengruppe wurde in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen die eine nachts normal schlafen, die andere dagegen wach bleiben musste. Innerhalb von 24 Stunden wurde das Blut regelmäßig untersucht. Bei den Nichtschläfern war die Bindungsfähigkeit der T-Zellen an das Molekül ICAM-1 (intercellular-adhesion-molecule-1) deutlich vermindert. Diese Adhäsion an andere Zellen ermöglicht den T-Zellen erst, an infizierte Zellen anzudocken, um sie anschließend zu beseitigen. Dieser Effekt trat bereits auf, wenn die Probanden nur drei Stunden weniger als normal geschlafen hatten.

 

Die Rolle der Mitochondrien

Mitochondrien, auch als Kraftwerke bezeichnet, sind Bestandteile jeder Zelle. Sie produzieren das ATP (Adenosintriphosphat), die universelle Energiewährung, die für alle energetischen Prozesse im Körper benötigt wird. Werden Entzündungsmediatoren freigesetzt, sei es durch eine akute Infektion oder durch eine stille Entzündung, schwächen diese auch die Mitochondrien und damit die ATP-Produktion. Müdigkeit, Erschöpfung oder geringere Leistungsfähigkeit sind die Folge. Eine mitochondriale Dysfunktion kann unter anderem zu Schlafstörungen führen und damit die nächtliche Zellregeneration behindern, denn im Schlaf sind die Mitochondrien besonders aktiv.

Eine durch andere Ursachen entstandene Schlafstörung schwächt ebenfalls die Mitochondrien mit den negativen Folgen für Zellregeneration und Zellerneuerung. Dieser Prozess kann sich immer wieder selbst verstärken, wenn der Kreislauf nicht unterbrochen wird.

Neben dem erholsamen Schlaf „lieben“ Mitochondrien auch regelmäßige Bewegung und die ausreichende Zufuhr von essenziellen Nährstoffen. Beides fördert auch den erholsamen Schlaf und führt zu einer Win-Win-Situation.

Auch für die Optimierung des Immunsystems sind leistungsfähige Mitochondrien von großer Bedeutung.

 

Kann man lernen, wieder gut zu schlafen?

Die gute Nachricht ist: Ja, fast immer kann man lernen, wieder gut zu schlafen. Die schlechte Nachricht: Mit Aktionismus lässt sich der erholsame Schlaf nicht herbeizwingen, denn der Schlaf bevorzugt Gelassenheit, eine Eigenschaft, die bei Anspannung und erhöhtem Stress nicht leicht zu erlangen ist.

Auch die Aufnahme immer neuer allgemeiner Informationen bringt Sie nicht weiter und führt leicht zu weiterem Stress durch Informationsüberlastung. Werden Sie vielmehr zum Experten in eigener Sache, lernen Sie Ihren Schlaf und die Zusammenhänge zwischen Schlaf, den Tagesaktivitäten und Stressauslösern besser kennen. Nutzen Sie dafür ein Tages- und Nachtjournal, das Sie zum Beispiel in meinem Buch Gute Nacht Schlafprobleme finden.

Bereits das Führen dieser Journale gibt Ihnen einen guten Überblick über Ihre Gewohnheiten am Tage und Ihre Schlaflänge und Schlafqualität. Auch lassen sich schon Ansatzpunkte erkennen, mit welchen individuellen natürlichen Strategien, neuen Routinen oder Gewohnheiten Sie zu mehr Gelassenheit und besserem Schlaf kommen. Laden Sie sich das kostenlose E-Book herunter mit 10 erprobten Tipps für besseren Schlaf und beginnen Sie, die Tipps umzusetzen, die am besten zu Ihrer persönlichen Situation passen. Hilfestellung und persönliche Beratung bieten auch die Schlafberaterinnen aus dem Vita-Pad Experten-Netzwerk.

Vor allem: Lassen Sie die Sorge um den Schlaf nicht zu einem bestimmenden Element Ihres Lebens werden. Aber lassen Sie andererseits nicht zu, dass schlechter Schlaf Ihnen Energie und Widerstandsfähigkeit raubt. Gerade dann, wenn das Leben außergewöhnliche Herausforderungen bereithält, ist der Schlaf nicht nur in seiner Bedeutung für Gesundheit und Immunsystem wichtig, er erfrischt auch Geist und Seele, hebt die Stimmung und erhöht die Kreativität.

Zeit also, sich auf die nächste Nacht mit einer genussvollen Nachtruhe zu freuen.